© Falk Wenzel
2019 – 2021
Unter dem Leitungsteam von Florian Lutz und Michael von zur Mühlen bildete die Oper Halle eines der experimentierfreudigsten Opernhäuser Deutschlands. Ihre Beteiligung an der ersten Dreijahresstaffel von NOperas! endete vorzeitig mit dem Weggang von Florian Lutz ans Staatstheater Kassel nach den Produktionen »Chaosmos« und »Kitesh«.
© Staatstheater Darmstadt
2023 – 2024
Das Staatstheater Darmstadt ist ein Mehrspartenhaus mit Musik- und Tanztheater, Schauspiel und Konzert. Hier arbeiten mehr als 500 Mitarbeiter:innen vor und hinter den Kulissen, um in jeder Spielzeit zahlreiche Produktionen – von Schauspiel und Konzerten über Ballett und Tanztheater bis hin zu Musicals, Opern und Operetten – auf die verschiedenen Bühnen im Haus und in der Stadt zu bringen. Daneben laden Führungen, Einführungen, Gesprächsformate und Workshops zu Austausch und Kontakt. Seit 1972 sind das Land Hessen und die Stadt Darmstadt Träger des Staatstheaters. Dessen Neubau durch den Architekten Rolf Prange gehörte bei seiner Eröffnung zu den prägenden Theaterbauten der 1970 Jahre.
Lukas Rickli arbeitet als Pianist im Feld der zeitgenössischen Musik, der Improvisation und der Theatermusik. Lukas Rickli ist Gründungsmitglied des Zürcher «Kukuruz Klavierquartett» (Auftritte u.a. an der «documenta 14» in Athen). In der Theaterwelt ist er sowohl in der freien Szene (z.B. mit Boris Nikitin an den Wiener Festwochen) als auch am Stadttheater aktiv (z.B. in Chur: «LA MÜDADA» (2020) mit Uta Plate, in Zürich «PIANOFORTE» mit Ruedi Häusermann). Lukas Rickli hat an der Hochschule für Musik in Basel im Hauptfach Klavier bei Jean-Jacques Dünki und im Nebenfach freie Improvisation bei Fred Frith und Alfred Zimmerlin studiert. Kompositionsunterricht bekam er von Jakob Ullmann. Er lebt mit seiner Familie in Basel.
Uta Plate ist Theatermacherin, Dozentin, Regisseurin. Nach ihrem Studium der angewandten Kulturwissenschaften (Universität Hildesheim) wurde ihre Publikation «FREMD BLEIBEN» über interkulturelle Theaterarbeit veröffentlicht. Von 1999-2014 war sie leitende Theaterpädagogin an der Schaubühne Berlin. Seit 2014 arbeitet Uta Plate international als freischaffende Regisseurin und Dozentin. Ihre Schwerpunkte sind: intergenerative Projekte («LEBEN LÜGEN STERBEN», Theater Neumarkt, Schweiz, 2014, Film: «WIR SIND GESTERN HEUTE MORGEN», Theater Strahl. Berlin, 2020) Arbeit mit sozial benachteiligten Gruppen (Theater im Knast, Neuseeland, 2016), site specific-Projekte («A WAY», Aarhus, Dänemark, 2016), dokumentarisches Theater («YOUTH MEMORY», Deutsches Theater Berlin 2015 / «HIER.STEH.ICH.», Deutsches Theater Berlin, 2017 / «30.nach.89.», Deutsches Theater Berlin, 2019) Projekte mit Jugendlichen («GET UP STAND UP», Bürgerbühne Dresden, 2017), Theaterarbeit mit Geflüchteten und Einheimischen («SERVUS SALAM», Residenztheater München, 2017) Bürger*innentheaterprojekte («SCHÖNE NEUE WELT: FAMILIE 2.0», Schauspielhaus Graz, Österreich, 2019, «LA MÜDADA», Theater Chur, Schweiz, 2020) Zudem lehrt sie als Dozentin an den Universitäten Berlin, Gießen, Hildesheim, Hannover, Kopenhagen (Dänemark) und Ouagadougou (Burkina Faso).
Duri Collenberg studierte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Klavier in der Klasse von Hans-Jürg Strub und Komposition bei Mathias Steinauer. Im Sommer 2010 schloss er sein Klavierstudium ab und studierte von 2011 bis 2015 Komposition am Conservatorium van Amsterdam bei Willem Jeths und Wim Henderickx. Am Theater Chur war er bei zwei Produktionen als musikalischer Leiter/Komponist engagiert: «LA MÜDADA» (Premiere 1. Oktober 2020) und «NOTLÖSUNG» (2014). Mit dem Künstlertrio «frölicher | bietenhader | collenberg» bespielt er regelmässig Orte unterschiedlichster Art – ein Reservoir, ein Silo, einen Bergeller Wohnpalast etc. – in eng verwobenen Bild/Ton-Installationen. Er ist Gründungsmitglied des «Kukuruz Klavierquartetts», einer Gruppe für experimentelle Konzert- und Theatermusik, die eine rege Konzerttätigkeit in In- und Ausland pflegt – dies sowohl in als auch bewusst neben den bewährten Tempeln der Hochkultur. Das Quartett war und ist bei Produktionen mit den Regisseuren Ruedi Häusermann («PIANOFORTE») und Boris Nikitin («24 BILDER PRO SEKUNDE») auf verschiedenen europäischen Theaterbühnen zu erleben.
Workshop-Arbeit mit den Musiker:innen des Bremer Orchesters: Annika Tudeer (Oblivia), Timo Fredriksson (Oblivia), Hélène Freyburger (Flöte), Gregor Daul (Oboe), Anatoli Jagodin (Posaune), Rose Eickelberg (Perkussion), Reinhold Heise (Violine), Marie Daniels (Viola).
Wenn Oblivia sich einem neuen Projekt widmen, steht zunächst ein vereinbartes Thema im Raum, alles weitere wird dann vom ersten Moment an in gemeinsamem Improvisieren entwickelt. Die szenische Arbeit an »Obsessions« nahm ihren Anfang während der vergangenen Monate. Zwei der Beteiligten leben in Berlin und Essen, die anderen in Helsinki. Zwar improvisierte man gemeinsam, war aufgrund der Reisebeschränkungen nur aber übers Internet miteinander verbunden. Innerhalb einer lockeren Workshop-Atmosphäre begann in Bremen nun das Improvisieren mit den hiesigen Sänger:innen und Musiker:innen. Auch für Oblivia bedeutete dies unerkundetes Neuland. Die Herausforderung einer Stückentwicklung, an der neben den Akteur:innen der Gruppe selbst zum ersten Mal nun auch weitere Personen beteiligt sind, führte zu einem Kompromiss mit der bisherigen Arbeitsweise. Intern hatte man bereits das grundsätzliche Raster einer übergreifenden Stückstruktur erarbeitet, in Bremen nun ging es um eine Annäherung an die für Sänger:innen und Musiker:innen offen gehaltenen Freistellen. Nicht mit allen Sänger:innen und schon gar nicht allen Orchestermusiker:innen ist ist eine solche Arbeit möglich. Das Theater Bremen hat klug disponiert. Alle zeigten sich hochmotiviert, neue Wege zu betreten und sich als nicht nicht nur Interpret:innen und Ausführende, sondern Mitschaffende – auf das Abenteuer dieser Stückeintwicklung einzulassen.
Hoher Gast bei der Jurysitzung am 30.9. – V.l.n.r: Christina Dath (Verwaltungsleiterin NRWKultursekretariat), Michael Schulz, Konstantia Gourzi, Csaba Kezer, Elisabeth II., Brigitte Heusinger, Sebastian Hanusa, Irene Lehmann (© Roland Quitt)
Dreijahres-Zyklen sollen es sein, zu denen sich die an NOperas! beteiligten Theater verpflichten. Der erste von ihnen geht mit dieser Saison zu Ende. Gemeinsam mit den beteiligten Häusern manövriert sich dabei auch NOperas! immer noch mühsam durch den corona-veranlassten Verschiebebahnhof der Theaterspielpläne. Wäre es sinnvoll gewesen, etwas mehr Luft in die Sache zu bringen, für eine Saison kein neues Projekt auszuschreiben, den zweiten Zyklus um ein Jahr zu vertagen? Als einziges Förderinstrument im deutschsprachigen Raum, das sich explizit auf neuere Spielformen des Musiktheaters richtet, ist NOperas! eine wichtige Anlaufstelle für die Arbeit der freien Szene – auszusetzen hätte bedeutet, dieser Szene in einem Moment die Stütze zu entziehen, in der viele ihrer Akteur:innen infolge des vergangenen Theaterlockdowns noch immer in ihrer Existenz bedroht sind.
Interessant bleibt: Verstärkt wurde die diesjährige Ausschreibung dann von Newcomer:innen genutzt, während manch etabliertere Player der Szene signalisierten, sie säßen selber noch immer auf zu vielen verschobenen Projekten, um sich derzeit neuen Zielen widmen zu können.
Kaum wurde es für NOperas!-Jury dadurch aber einfacher, zuletzt eine und nur eine Produktion auszuwählen unter den vielen Bewerbungen, die auch in diesem Jahr eine Förderung verdient hätten. In der Öffentlichkeit entsteht immer wieder das Missverständnis, dass feXm und NOperas! der Idee eines Wettbewerbs folgen, die Jury ihre Projektauswahl also mit dem Statement verbindet, es handele sich um das »beste« all der eingereichten Konzepte. Nicht umsonst sind an diesem Gremium neben unabhängigen Expert:innen aber auch Vertreter:innen der ausführenden Theater beteiligt. Auch Erwägungen, die an an deren jeweiliger Spielplankonzeption ausrichten, fließen in die Projektwahl also immer mit ein.
Sechs Finalist:innen waren für den 30. September nach Düsseldorf eingeladen, um sich Rückfragen zu ihrer Bewerbung zu stellen. Am Ende des Tags war sich die Jury noch immer nicht einig und so fiel die Entscheidung erst während eines zusätzlichen Treffens am 11. Oktober.
Das erste Projekt der neuen Dreijahresstaffel wird eine (einstweilen noch unbenannte) Produktion der schweizerisch-deutschen Gruppe HIATUS sein. HIATUS sind: der Komponist Duri Collenberg, der Improvisationsmusiker Lukas Rickli und die Theatermacherin Uta Plate – mehr über sie bald auf dieser Webseite.
Im Zentrum ihres Projekts, das Elemente eines Audio- und Video-Walks mit der Theateraktion von Sänger:innen und Instrumentalist:innen verschmilzt, steht das Erleben, Denken und Fühlen einer ausgewählten Gruppe von Kindern mit Herkunft aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Am eingereichten Konzept beindruckte die Jury sowohl der Anspruch, den beteiligten Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, als auch der, die musikalische und theatrale Arbeit mit ihnen zu einem ambitionierten Theater für Erwachsene zu machen. Ein dialektisches Spiel, das Erwachsene zurückführt in ein früheres Dasein elementarer Konflikte, Wünsche und Hoffnungen. Eine Erinnerung könnte von ihm ausgehen an unsere Verantwortung für diesen bedrängten Planeten, den wir den Jüngeren bald zu übergeben haben.
Im Rahmen der Produktion ist eine Kooperation mit dem Züricher Festival Blickfelder geplant. So soll in Zürich zunächst eine Fassung zur Aufführung kommen, die sich auf die digitale Ebene von Audio- und Video-Zuspielungen beschränkt und erst im Zuge der Weiterentwicklung in Gelsenkirchen und Bremen dann durch theatrale Aktion erweitert wird.